Der Hund mag Tabletten
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2 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Es ist schon etwas länger her, dass unser Hund Toby wegen einer harmlosen Erkrankung Tabletten einnehmen musste. Es waren 20 Stück, er sollte jeden Tag drei bekommen, also eine ganze Woche lang. Damit es ihm nicht so schrecklich unangenehm sein sollte, hatte ich die Tablette in Leberwurst gehüllt, den Hund Sitz machen lassen und das klebrige Etwas in die Luft geworfen. Toby hat es anstandslos gefangen, und weg war die Tablette. Natürlich hat er sofort wieder Sitz gemacht und mich sehr freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass er gerne mehr davon hätte. Darauf musste er aber einen halben Tag warten.

Bereits am zweiten Tag brauchte ich den Hund zu seiner Tabletteneinnahme nicht mehr zu rufen, zu den geplanten Zeiten saß er bereits sehr brav und erwartungsvoll vor mir. Toby hatte gelernt, die Uhrzeit (oder das, was ich zu der Zeit jeweils tat) mit meinem Kommando „Sitz“ und der darauf folgenden Belohnung, der Leberwurst-Tablette, zu verknüpfen. Das ist ein Lernvorgang der klassischen Konditionierung, der aufgrund der hohen Motivation (Leberwurst) mit erstaunlicher Geschwindigkeit abgelaufen ist. Die Lernfähigkeit des Hundes ist bemerkenswert.

Die Woche der Tabletteneinnahme ging dann schnell und ohne Probleme vorüber, Tobys Krankheit heilte aus, und eigentlich sollte dann alles wieder in Ordnung sein. Nicht jedoch für Toby, der nicht verstand, wieso er jetzt auf einmal keine Tabletten mehr bekommen sollte. Es dauerte lange, bis er aufhörte, zu den bestimmten Zeiten mit diesem erwartungsvollen Blick vor mir zu sitzen. Ich habe ihn im Verdacht, dass er mich seitdem für eher unzuverlässig hält.

Aber irgendwann war auch diese Episode vergessen. Bis es vor kurzer Zeit so weit war, dass diesmal ich Tabletten einnehmen musste. In dem Moment, in dem ich die Tablette aus ihrer Blisterverpackung drückte, erschien mein doch normalerweise schon etwas älterer und behäbigerer Hund wie ein geölter Blitz und saß in derselben Sekunde erwartungsvoll vor mir. Zuerst verstand ich nicht, was er denn jetzt von mir wollte. Bis mir die Episode mit den Leberwurst-Tabletten wieder einfiel. Er hatte nicht nur gelernt, dass die Leberwurst-Tabletten immer um dieselben Zeiten kamen, was sich ja später als nicht mehr zutreffend erwiesen hatte. Er hatte auch gelernt, dass den Tabletten immer dieses typische Tabletten-Geräusch vorausging. Als er dann Monate später dieses Geräusch wieder hörte, reagierte er im selben Moment. Er hatte also nicht nur erstaunlich schnell gelernt, sondern auch das Gelernte erstaunlich lange behalten. Da sieht man, was so ein bisschen Leberwurst alles möglich macht.

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Beitragsbild:Javier Brosch/Shutterstock